Sweet November

Jetzt ist es ziemlich genau ein Monat her, dass ich das letzte Mal was geschrieben hab. Mea culpa, mea maxima culpa!

Und dass sich die 211 Tage ihrem Ende zuneigen, ist ein triftiger Grund, mich nochmal auf meine 4 Buchstaben zu setzen und zu schreiben.

Zuletzt hab ich ja von unserem Ausflug zum Halloween Haunted House berichtet. Aber der war ja eine Woche vor Halloween, sprich da bin ich noch was schuldig.

Für mich gab es heuer gleich zwei Halloween Parties – und das obwohl ich ja verkleiden eigentlich nicht so toll finde und Fasching immer eher boykottiere. Aber zwecks interkultureller Erfahrung hab ich mich hier halt drauf eingelassen 😉

IMG_2078Die erste Party war organisiert von einem der Departments an der Uni und das ganze Labor hat mitgemacht. In den USA gab es diese Kinderserie ‘The Magic School Bus’ und wir haben uns als Charaktere aus dieser Serie verkleidet und einen Schulbus aus Kartons (von denen gibts im Labor ja immer genug) gebastelt. Das war schon einiges an Arbeit und insofern war es dann ein bisschen enttäuschend, dass wir beim ‘Costume Contest’ nicht gewonnen haben, sondern eine Gruppe mit gekauften Kostümen.

Die zweite Party war einen Tag später, richtig am 31.Oktober. Am Nachmittag hab ich noch eine Runde mit dem Fahrrad gedreht trotz Regen und in einer ziemlich schönen Wohngegend die aufwendigsten Halloween-Dekorationen fotographiert, hier sind die Highlights:

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Für den Abend hatten wir dann Tickets zu ‘Demons on Demonbreun’ – Demonbreun (sprich: Di-mon-brä-on, nicht ganz eingängig) ist eine Straße im Fortgehviertel, mit jeder Menge Lokalen und das Ticket hat einem Zutritt zu 6 verschiedenen davon verschafft. Meine Kolleginnen Dani, Leslie und ich hatte uns überlegt als Tiere zu gehen, Inspiration war ‘Madagascar.’  Folgende Tiere waren mit von der Partie: Giraffe, Wolf, Pinguin und Zebra. Einen Lemur hätten wir auch gehabt, aber Vasco war leider krank. Und dann hatten wir noch einen Jäger dabei, das gehört ja im Film auch dazu.

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IMG_2098Es ist schade, aber ich muss sagen, dass das Vorbereiten bei Leslie daheim – schminken, Jelloshots aus Eiswürfelformen, die Hirne sein sollen, schlürfen, Halloween Muffins – irgendwie sehr viel lustiger war als das Fortgehen selber. Offenbar um einen starken Kontrast zu den diversen Country-Bars zu setzen, spielen sämtliche Clubs in Uni-Nähe, wo die Studenten ausgehen, ausschließlich abscheulichen 90er Jahre Hiphop. Nicht die allerbeste Tanzmusik meiner Meinung nach. Und offenbar hatten wir auch zu wenig Alkohol im Blut verglichen mit allen anderen, vielleicht waren wir daher nicht so lustig drauf.

Zum Leute schauen war es trotzdem super. Ich habe eine eher US-ausgeformte, schwer besoffene kleine Meerjungfrau gesehen – sie hatte große Problem torkeln und Fischschwanz in Einklang zu bringen. Dann waren da – unabhängig voneinander –  Tut Ench Amun und Kleopatra; er hat’s dann gleich bei ihr mit einer super cheesy pick-up line probiert, ist in die Hose gegangen. Außerdem haben wir eine zweite Magic School Bus Truppe getroffen, das war schon witzig. Dann hatte sich ein Typ aus Karton einen großartige Johnny Bravo Föhn-Gel-Frisur gebastelt, das war auch super, und dann haben wir ein Paar gesehen verkleidet als Kim Kardashian (aka weißes Kleid, das einen zur Knackwurscht werden lässt) und Kanye West und sie hatten eine Babypuppe als North dabei.                 Was sich auch ganz stark gezeigt hat: Halloween ist vor allem eine Gelegenheit super-nuttig aus dem Haus zu gehen. Für Männer und Frauen. Ich hab ein Paar gesehen, er als Engel, oben ohne und in Hot Pants um das Six-Pack und die Hamstrings zur Schau zu stellen, sie als Teufel in einem roten Leder-Body mit schwarzen Netzstrümpfen und Overknee-Stiefeln. Von demher war’s wieder lustig und es gab einiges zu sehen. Ich bereu’s, dass ich mich nicht getraut hab, einfach willkürlich Leute zu fotographieren.

Davon abgesehen ist im November nicht so viel passiert, ich hab in erster Linie gearbeitet um noch einiges erledigt zu bekommen vor meiner Abreise. Mein Mitbewohner-Pärchen ist offenbar im Trennungsprozess und während  bei meinem Einzug am Klavier die Noten zu Carole Kings ‘You make me feel like a natural woman’ aufgeschlagen waren, liegt da jetzt Bob Dylans ‘Don’t think twice, it’s alright’ offen da. Seit ungefähr 3 Wochen, als sie begonnen hat bitzerlweise ihre Sachen zu übersiedeln… meine Wohnsituation ist also ein bisschen schräg momentan.

Der Herbst hier dauert länger als daheim, was mir sehr gut gefällt. Obwohl man langsam merkt, dass es in der Nacht sehr stark abkühlt, sind die Tage immer noch sehr warm, letzte Woche hab ich mein Sonntagsfrühstück immer noch in Kurzen Ärmeln im Garten genossen. Und die Nordamerikanische Farbenpracht – aka Indian Summer – ist natürlich auch ein Traum.

 

IMG_2123Letztes Wochenende bin ich mit Vasco beim Nashville Christmas Village gewesen, eine riesige Messe mit 250 verschiedenen Händlern auf den Tennessee State Fair Grounds. Beim Reinkommen haben wir’s noch toll gefunden, aber nach ca. 20min ist der süße Geruch, der in der Luft wabert, nach Zimt und gerösteten Nüssen und Fudge einfach nur mehr grauslich gewesen.

IMG_2128Version 2Trotzdem haben wir ca. 2 Stunden in der Messehalle verbracht und geschaut was es so gibt (zB ernsthaft gestrickte Unterhosen – ein Geschenk für ungeliebte Verwandte und Freunde, denen man einen ziemlich verkniffenen kratzigen Nachmittag wünscht – meiner Meinung nach). Natürlich haben wir Santa Claus und den Nussknacker entdeckt. Aber insgesamt sind unsere Adventmärkte doch sehr viel stimmungsvoller, auch wenn das Christmas Village als ein Klassiker der Vorweihnachtszeit gilt hier.

Außerdem gab es diese Woche in unserem Stockwerk auf der Uni ein vorgezogenes Thanksgiving-Potluck. Also jeder bringt was mit und alle essen gemeinsam. Mit Marshmallows gratinierte Süßkartoffeln – offenbar ein Thanksgiving Favorit – haben mich nicht überzeugt, aber Cornbread Dressing (was mit Dressing und Salat echt nix zu tun hat) ist zum Beispiel ziemlich gut. Generell muss man ja sagen, hier im Süden ist das Essen wahnsinnig gut, reichhaltig, und weit abseits von nur Burgern und Fastfood. Dass ich nicht zugenommen habe in den letzten 7 Monaten verdanke ich ausschliesslich meinen täglichen 14km am Rad plus der Tatsache, dass Nashville hügelig ist, sprich es sind auch anstrengende 14km.

Heute bin ich von Dani und ihrem Mann James noch zum Abschied zu einem netten Lokal in Germantown ausgeführt worden, der Butch Town Hall. Wie der Name sagt, geht es in erster Linie um Fleisch! Und zwar Mexican-German Fusion mit Südstaaten Touch, aus der Familiengeschichte des Besitzers heraus. Unser Essen war köstlich, besonders das Brisket aber auch die Klobasse hat geschmeckt wie ein Burenheidl daheim. Ein netter Abschluss und eine gute Einstimmung auf Österreich quasi!

 

 

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